
Wien: Internationaler Workshop zu Körper als "locus theologicus"
Körperlichkeit als Schauplatz politischer Kämpfe und theologischer Reflexion steht im Mittelpunkt des 9. internationalen Workshops zu "befreienden kontextuellen Theologien", der vom 13. bis 15. Juni 2025 in Wien stattfindet. Theologinnen und Theologen aus Lateinamerika und Europa beleuchten im Wiener Otto-Mauer-Zentrum gesellschaftskritische theologische Ansätze, die sich mit der Rolle des Körpers in Machtverhältnissen, Religion und sozialen Bewegungen auseinandersetzen. Ziel der seit 2008 regelmäßig veranstalteten Tagung ist es, theologische Perspektiven aus Lateinamerika und Europa in den Dialog zu bringen - diesmal mit Fokus auf das Thema "Körper(lichkeit) als locus theologicus, Lebensrealität und Territorium".
"Als wir 2008 den ersten von jetzt insgesamt 9 Workshops veranstaltet haben, war es uns ein Anliegen, den Dialog zwischen den befreienden Theologien des Globalen Südens und den europäischen Theologien zu fördern", betonte Gunter Prüller-Jagenteufel, Professor für Theologische Ethik an der Universität Wien, gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress. Dieser Austausch habe mit Papst Franziskus wieder an Dynamik gewonnen. Heute gehe es darum, "an den politischen und theologischen Fragen unserer Zeit zu arbeiten", so der Wiener Moraltheologe.
Unter den Vortragenden sind u.a. der Passauer Bibelwissenschaftler Benedikt Collinet, die Wiener Sozialethikerinnen Linda Kreuzer und Mirijam Salfinger, sowie Lisa Isherwood (Großbritannien), Geraldina Ulloa Céspedes (Guatemala) und Àngel Méndez Montoya (Mexiko). Auch zehn Nachwuchstheologinnen aus Lateinamerika nehmen teil, deren Mitwirkung gezielt gefördert wird. "Wir freuen uns besonders, dass wir ihre Teilnahme finanzieren konnten. Damit wollen wir den wissenschaftlichen Austausch zwischen lateinamerikanischen und europäischen Perspektiven fördern", so Salfinger, neben Kreuzer eine der Initiatorinnen des Workshops.
Thematisch gliedert sich die Tagung in drei Schwerpunkte: Zum einen die politische und religiöse Lage in Lateinamerika, wo feministische Bewegungen gegen Gewalt, Ausbeutung und religiösen Fundamentalismus auftreten. In Europa hingegen zeigt sich laut den Veranstaltenden eine Zuspitzung anti-genderistischer Tendenzen: Rechte Parteien und konservative kirchliche Stimmen lehnten Geschlechtergerechtigkeit als "Ideologie" ab und mobilisierten damit erfolgreich gegen emanzipatorische Bewegungen. Der Körper werde dabei zum "symbolischen Schlachtfeld" einer Politik der Angst, hieß es.
Das dritte Themenfeld befasst sich mit körperfeindlichen Tendenzen innerhalb der christlichen Theologie selbst. Besonders weiblich gelesene Körper seien lange mit Schuld, Versuchung und Unterordnung assoziiert worden. Feministische Theologien setzen dem körperbejahende Gegenentwürfe entgegen - trotzdem bleibe das Problem der Leib- bzw. Körperfeindlichkeit "virulent und vor allem in der nicht-feministischen Theologie weiterhin vorherrschend", so die Tagungsverantwortlichen. Man frage daher nach Strategien gegen Unterdrückung und für Selbstbestimmung wie nach einer Förderung intersektional-feministischer Perspektiven in der akademischen Theologie.
Organisiert wird der Workshop vom Institut für Systematische Theologie und Ethik der Universität Wien in Kooperation mit der Katholischen Akademiker:innenbewegung Österreich/Forum Zeit und Glaube sowie dem Forschungszentrum "Religion and Transformation in Contemporary Society" (RaT). Unterstützt wird die Veranstaltung außerdem von der Hunold-Stiftung, der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, der Vienna Doctoral School of Theology and Research on Religion (VDTR), den Steyler Missionaren (SVD) Österreich und Deutschland sowie den Dominikanerinnen Wien-Hietzing (OP).
Quelle: kathpress