
Graz: Integrationsexperte fordert mehr Friedensdiplomatie
Angesichts von weltweit 122 Millionen Menschen auf der Flucht braucht es "Unterstützung und Hoffnungsperspektiven": Die internationale Staatengemeinschaft sei gefordert, durch Friedensdiplomatie und nachhaltige Wirtschaftshilfe Fluchtursachen zu bekämpfen, betonte anlässlich des UNO-Weltflüchtlingstags (20. Juni) der Integrationsbeauftragte der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl, in einer Aussendung am Donnerstag. Er appellierte auch an Österreich und die EU, ihren solidarischen Beitrag zu leisten: "Erstes Ziel muss sein, Fluchtursachen zu bekämpfen und die Vertriebenen möglichst vor Ort gut zu unterstützen. Auch Österreich und die EU können und müssen dazu den jeweils möglichen solidarischen Beitrag leisten."
Aktuell würden großteils wirtschaftlich arme Länder die Flüchtlingslast tragen, so Hohl. Der überwiegende Teil der Vertriebenen bewege sich etwa innerhalb ihrer Herkunftsländer und seien demnach Binnenvertriebene. Auch wenn der Krieg in der Ukraine Europa erschüttere, seien die unmittelbaren Auswirkungen auf den Kontinent im globalen Vergleich gering. Die größte Last würden Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika tragen.
Hintergrund sind aktuelle Zahlen des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR wonach erneut ein Höchststand an Flüchtlingen und Vertriebenen verzeichnet wird. "Hinter jeder Zahl steht ein menschliches Schicksal - entwurzelte Leben, oft ohne Perspektive", so der Integrationsbeauftragte. Die eigentlichen Fluchttragödien spielten sich jedoch meist abseits medialer Aufmerksamkeit ab und vor allem in Regionen, die selbst kaum Ressourcen hätten, um zu helfen. Außerdem seien auch die kriegerischen Konflikte auf dem höchsten Niveau seit Ende des 2. Weltkrieges.
Laut Hohl braucht es ein doppeltes Vorgehen: "zum einen diplomatische Bemühungen zur Friedenssicherung, zum anderen gezielte wirtschaftliche Unterstützung." Eine Kürzung von UNO-Hilfsgeldern nannte er angesichts der aktuellen Weltlage "kontraproduktiv". Menschen würden ihre Heimat nur verlassen, wenn sie dazu gezwungen seien, betont der Integrationsbeauftragte - etwa durch Krieg, Verfolgung oder existenzielle Not.
Quelle: kathpress