
Steiermark: Caritas-Hilfe "ist nötiger denn je"
Die steirische Caritas registriert bei Anlaufstellen wie der Beratung zur Existenzsicherung und bei Lebensmittelausgaben einen anhaltend hohen Bedarf an Hilfe. Vor allem Alleinerziehende, Bezieherinnen und Bezieher von Mindestpensionen und Familien mit wenig Einkommen bräuchten Unterstützung, um ihren Alltag absichern zu können. "Unsere Hilfe ist heute nötiger denn je", sagte Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler am Montag zur Vorstellung des neuen Wirkungsberichts der Caritas Steiermark für das Jahr 2024. Die Hilfsorganisation erlebe vielfach eine "alltägliche, stille Not". Mit Blick auf die anhaltenden Krisen und die Finanzsituation im Land appellierte Caritas-Vizedirektorin Petra Prattes: "Es ist klar, dass gespart werden muss. Das darf aber nicht auf dem Rücken der Ärmsten geschehen."
Tödtling-Musenbichler - sie ist Direktorin der Caritas Steiermark und auch Präsidentin von Caritas Österreich - verwies auf die vielfältigen Caritas-Angebote in Betreuung und Beratung von Menschen in Not. Man reagiere auch auf neue soziale Problemfelder und handle entsprechend. So sei zuletzt beispielsweise die Bahnhofsmission in Graz als eine der ersten Anlaufstellen für vielfältige Hilfe der historischen Caritas mit einem neuen Profil ins Heute übertragen worden. Die steirische Caritas lege zudem verstärkt den Fokus auf Prävention. "Wir haben mit der Kindergartensozialarbeit ein innovatives Modell entwickelt, um schwierige soziale Familiensituationen zu erkennen und zu unterstützen. Das ist ein mächtiger Hebel einer frühzeitigen Armutsprävention und hilft auch, bessere Bildungsgerechtigkeit zu realisieren", erklärte Tödtling-Musenbichler.
Angesichts des zunehmenden Bedarfs an psychosozialer Unterstützung wirke die Caritas seit dem Vorjahr als neuer Träger in der Mobilen Psychosozialen Betreuung mit und bringe hier ihre Expertise aus dem stationären Bereich ein. Vizedirektorin Prattes verwies auch auf die Verschränkung von sozialen und ökologischen Themen. Soziale Energiesparberatung ermögliche etwa Menschen, die wenig finanziellen Spielraum haben, einen eigenen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit stünden auch bei den carla Secondhand Shops im Vordergrund. Der gesamte Kreislauf von Sachspenden über Sortierung und Weiterverwertung und Verkauf werde über Beschäftigungsprojekte abgewickelt, so Prattes. 651 ehemals langzeitarbeitslose Menschen seien hier 2024 auf dem Weg zurück in den Arbeitsmarkt unterstützt worden.
Finanzvolumen von 140 Millionen Euro
Mehr als 2.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Steiermark zusammen mit rund 2.100 Ehrenamtliche für die Caritas tätig. Vom gegenüber 2023 um rund 6 Millionen Euro gestiegenen gesamten Finanzvolumen von 140,7 Millionen Euro stammen laut der für Finanzen zuständige Vizedirektorin Prattes im Jahr 2024 mehr als 100 Millionen aus sogenannten Leistungserträgen, also Entgelten für Leistungen, die die Caritas Steiermark erbracht hat. Weitere knapp über 22 Millionen stammten aus öffentlichen Subventionen, kirchlichen Geldern und rund 7,5 Millionen aus Spendengeldern.
Zusammengenommen gab es laut Prattes einen Jahresverlust von 944.000 Euro; man habe also "mehr finanzielle Mittel in die Hand genommen, um zu helfen, als wir durch Förderungen, Entgelt für Leistungsverträge und Beiträge sowie Spenden erhalten haben". Ein solcher Abgang sei einmalig tragbar, könne aber nicht zur Dauerlösung werden, hielt die Vizedirektorin der steirischen Caritas fest. Sie verwies auf die Notwendigkeit, dass Entgelte für Leistungen, die die Caritas als Hilfsorganisation im öffentlichen Auftrag übernehme, angepasst werden müssen. Angesichts der wirtschaftlichen Lage gehe die steirische Caritas davon aus, "dass Jahre der Konsolidierung vor uns liegen", fügte Prattes hinzu. (Website der Caritas Steiermark: www.caritas-steiermark.at)
Quelle: kathpress