
Designierte evangelische Bischöfin: Karfreitag "muss zurückkommen"
Der Karfreitag "muss zurückkommen": Mit dieser deutlichen Ansage hat sich die designierte evangelische Bischöfin Cornelia Richter am Freitag zu Wort gemeldet. Richter zeigte sich nach ihrer Wahl bei der evangelischen Synode A.B. am Freitag in Wien vor den Delegierten der Synode sowie in Gesprächen mit anwesenden Medienvertretern zutiefst berührt von der hohen Zustimmung zu ihrer Kandidatur. 64 von 68 abgegebenen Stimmen entfielen auf sie. Richter danke für das überwältigende Vertrauen, auf dem sie in Zukunft aufbauen könne, u.a. auch im Einsatz für den Karfreitag, so Richter, die optimistisch in die Zukunft der evangelischen Kirche blickte.
Richter bekräftigte vor den Delegierten wie auch in Interviews im Anschluss, dass sie sich wie ihr Vorgänger Michael Chalupka für die Wiedereinführung des Karfreitags als Feiertag einsetzen werde. Wörtlich sagte sie: "Ich werde alles dafür tun. Er muss zurückkommen, das geht überhaupt nicht anders." Bemerkenswert bzw. skandalös fand sie, dass der damalige Antrag ausgerechnet von ÖVP und FPÖ gekommen sei - "zwei Parteien, die ständig den Untergang des Abendlandes heraufziehen sehen, vor allem wegen einer anderen Religion. Und dann schaffen sie den Feiertag ab, der das Christentum definiert wie kaum ein anderer", so Richter.
Kirche sei nicht in erster Linie eine Institution, sondern vielmehr Gemeinschaft, betonte Richter. Sie freue sich auf das gemeinsame Arbeiten und Leben in der evangelischen Kirche und wolle vor allem auch die jungen Leute ermutigen, ihre berufliche Zukunft in der Kirche zu sehen. Sie sprach von einem "Traumberuf, ins Pfarramt zu gehen". Sie wolle sich auch vehement für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familien für junge Pfarrerinnen und Pfarrer einsetzen.
Richter betonte weiters, sie freue sich auf eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen in Österreich wie auch mit den anderen Religionsgemeinschaften. Im Blick auf Papst Leo XIV. meinte die künftige Bischöfin auf Anfrage, dass dieser sicher ein Gewinn für die katholische Kirche sei. Was seine Wahl für die Ökumene bedeute, werde man sehen. "Lassen wir uns überraschen", so Richter.
Evangelische Kirche zeigt sich einig
Nominiert worden war Richter von allen sieben Superintendentialversammlungen, in denen die Delegierten der einzelnen evangelischen Pfarrgemeinden in der jeweiligen Diözesen Österreichs zusammenkommen. Schon dabei hatte sich die hohe Zustimmung zur Person der in Deutschland lehrenden Theologieprofessorin gezeigt, die die einzige Kandidatin war.
"In bewegten und unübersichtlichen Zeiten hat die Evangelisch-lutherische Kirche in Österreich gezeigt, dass Einigkeit und Klarheit Orientierung geben können", zeigte sich Bischof Michael Chalupka in einer ersten Reaktion erfreut. Die rasche und eindeutige Entscheidung für Cornelia Richter zeuge von großem Vertrauen in ihre Persönlichkeit und Kompetenzen. "Cornelia Richter ist ein großer Gewinn für die evangelischen Christinnen und Christen in diesem Land", so Chalupka. Ihre theologische Profilierung wird den Beitrag der Evangelischen zur österreichischen Gesellschaft stärken, Ihre Weite im Denken Österreich guttun." Auch dass Cornelia Richter die erste Frau im Bischofsamt ist, freue ihn sehr, so der Bischof: "Wir sind in der Normalität angekommen."
Auch Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs zeigte sich hoch erfreut. Mit Cornelia Richter sei eine "überzeugende Persönlichkeit" gewählt worden, deren klare Aussagen beeindrucken. Monjencs erhofft sich durch diese Wahl "neuen Schwung" für die Evangelische Kirche. Dass innerhalb von weniger als 18 Monaten in der Evangelischen Kirche A.B. eine Bischöfin, eine Superintendentin und eine Synodenpräsidentin gewählt wurden, sei ein "starkes Zeichen für die Zukunft, dass sich Frauen ermutigt fühlen, in Leitungsämter zu gehen". Bei künftigen Nominierungen für Leitungsämter in verschiedenen Ebenen wünschte sich die Synodenpräsidentin den "Übergang zur Normalität, dass sich hochqualifizierte Männer und Frauen für diese Funktionen zur Verfügung stellen".
Van der Bellen gratuliert
Als einer der ersten Gratulanten stellte sich auch gleich Bundespräsident Alexander Van der Bellen ein. "Die erste Frau in diesem Amt! Für diese wegweisende Aufgabe für Kirche und Gesellschaft wünsche ich Cornelia Richter viel Kraft und freue mich auf ein Kennenlernen", schrieb der Bundespräsident am Freitag auf der Plattform Bluesky. Van der Bellen gehört der evangelischen Kirche an.
Cornelia Richter (54) stammt aus Bad Goisern in Oberösterreich. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Wien und München. Lehrtätigkeiten führten sie nach Hermannsburg, Zürich und Gießen. An der Universität Bonn war Richter von 2012 bis 2020 Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung, seit 2020 hat sie die Bonner Professur für Dogmatik und Religionsphilosophie inne. Sie wird ab 1. Jänner 2026 die erste Bischöfin der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich.
Quelle: kathpress