
Gallup: Papst für Österreicher moralische, nicht politische Figur
Der Papst wird in der österreichischen Bevölkerung mehrheitlich als moralische Autorität und weniger als politischer Akteur wahrgenommen: Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts hervor, die während des jüngsten Konklaves durchgeführt wurde. Demnach sprechen sich 64 Prozent der 1.000 befragten Personen ab 16 Jahren gegen eine stärkere Rolle des Papstes in der Weltpolitik aus, 62 Prozent halten seinen tatsächlichen Einfluss auf internationaler Ebene für gering. Gleichzeitig betrachten 71 Prozent der Befragten das Kirchenoberhaupt als "Symbol für universelle Werte wie Frieden, Menschenwürde und Solidarität". Breite Zustimmung finden die katholischen Feiertage: 80 Prozent sprechen sich gegen deren Abschaffung aus - über konfessionelle Grenzen hinweg.
Laut Gallup-Direktorin Andrea Fronaschütz werden die politischen Handlungsmöglichkeiten des Oberhaupts der katholischen Kirche "aus Sicht der Bevölkerung als begrenzt wahrgenommen, obwohl er als weltweite moralische Instanz gilt und die Kirche für Themen steht, die hochpolitisch sind: soziale Gerechtigkeit, Bildung sowie die Förderung von Zusammenhalt und Toleranz".
Die römisch-katholische Kirche werde in Österreich "vor allem als Bewahrerin des kulturellen Erbes, als Identitätsstifterin und als soziale Stütze der Gesellschaft wahrgenommen", so Fronaschütz.
Von der neuen Kirchenleitung wünschen sich 45 Prozent der Befragten Reformen und eine umfassende Modernisierung der katholischen Kirche. Weitere 34 Prozent sprechen sich für eine Balance zwischen Tradition und Erneuerung aus, während nur neun Prozent eine Bewahrung traditioneller Strukturen bevorzugen. Reformwünsche sind laut Umfrage besonders unter ehemaligen Katholiken und Kirchenaustrittswilligen stark vertreten.
Das Interesse an der Papstwahl selbst fiel verhalten aus: Nur 36 Prozent verfolgten das Konklave mit Interesse, 63 Prozent zeigten sich desinteressiert.
Trotz geringer religiöser Praxis - nur rund ein Drittel (34 Prozent) der Gesamtbevölkerung würde eine Abschaffung der Sonntagsmesse bemerken - genießt die katholische Kirche laut der Umfrage in Österreich breiten gesellschaftlichen Rückhalt. So stehen ihr 61 Prozent ihr positiv oder neutral gegenüber. Auf die Frage "Können Sie sich Österreich ohne Katholische Kirche vorstellen?" antworteten 59 Prozent mit "Nein" und 31 mit "Ja".
Positiv konnotiert wird der Beitrag der Kirche zur Bewahrung historischer und kultureller Güter (83 Prozent) sowie zur Traditionspflege (81 Prozent). Drei Viertel der Befragten betonen die prägende Rolle der Kirche für die Geschichte und Identität des Landes. Ebenso viele sehen in ihr eine wichtige Stütze für Bedürftige, 72 Prozent würdigen ihre Rolle in Lebenskrisen, 61 Prozent ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit.
Quelle: kathpress